HCI-Cluster und Failovercluster im lokalen Rechenzentrum Azure Stack HCI im Vergleich zum Windows Server 2022
Mit „Azure Stack HCI“ bietet Microsoft ein eigenes Betriebssystem an, das Azure-Funktionen und eine HCI-Infrastruktur in das lokale Rechenzentrum bringen. Azure Stack HCI lässt sich, wie „Windows Server 2022“ auch, mit dem „Windows Admin Center“ verwalten. Der Autor Thomas Joos zeigt die Unterschiede auf.
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Mit Windows Server 2022 stellt Microsoft die neue Version seines Serverbetriebssystems zur Verfügung. Mit dem Server lassen sich auch in Zukunft problemlos Cluster installieren, Storage Spaces Direct (S2D) nutzen, und auch HCI-Infrastrukturen aufbauen. Microsoft empfiehlt und präferiert für den Aufbau von HCI-Umgebungen allerdings Azure Stack HCI.
Dabei handelt es sich um den lokalen Betrieb von Azure-Diensten im lokalen Rechenzentrum auf zertifizierter Hardware. Azure Stack HCI bekommt von Microsoft alle Funktionen, die für den Betrieb von HCI-Clustern notwendig sind.
Windows-Server hat einen Release-Zyklus von zwei bis drei Jahren. Azure Stack HCI erhält dagegen einmal im Jahr eine neue Version und damit neue Funktionen für HCI.
Funktionale Unterschiede
„Azure Stack HCI 21H2“ ist die neue Version von Azure Stack HCI und der Nachfolger von „Azure Stack 20H2“. Die neuen Funktionen für HCI in Azure Stack HCI fließen aber nicht in Windows Server 2022 ein.
Es kann durchaus sein, dass diese im Nachfolger von Windows Server 2022 integriert werden, aber sicher ist auch das nicht. Für den, der auf Microsoft-Produkte setzt, ist es vielleicht wichtig zu wissen, dass das aber auch nicht bedeutet, dass HCI nur noch mit Azure Stack HCI funktioniert. Auch in Windows Server 2022 Datacenter sind weiter HCI-Funktionen enthalten, aber eben nicht mehr alle.
Als Basis zur Virtualisierung dienen in Azure Stack HCI und auch in Windows Server 2022 „Hyper-V“-Funktionen. Auch Storage Spaces Direct und Storage Definied Networking ist weiterhin in Windows Server 2022 Datacenter enthalten. Was fehlt, ist „Stretched-Clustering“, also Cluster in mehreren Rechenzentren. Diese Funktion ist nur noch mit Azure Stack HCI möglich.
Die Wahl nach funktionalen Kriterien wird beliebig kompliziert
„Extended Security Updates“ verlängern den Support von Microsoft-Betriebssystemen. Diese Möglichkeiten gibt es wiederum nur für VMs auf Azure Stack HCI und in Microsoft Azure. Das sind nur einige Beispiele für die Funktionsunterschiede.
Die Anbindung an Microsoft Azure ist mit Windows Server 2022 optional, bei Azure Stack HCI ist die Anbindung eine Voraussetzung für den Betrieb. Die Technologien für HCI sind bei Windows Server 2022 verfügbar, bei Azure Stack HCI aber mehr ausgeprägt.
Für den Einsatz von Azure Stack HCI ist zertifizierte Hardware notwendig. Hier reicht keine Kompatibilität, sondern die Server müssen für die Lösung zertifiziert sein.
Azure Stack HCI ist Pay-Per-Use
Azure Stack HCI wird nach dem Pay-Per-Use-Modell abgerechnet. Es muss also ab und an eine Verbindung mit Microsoft Azure zur Abrechnung aufgebaut werden. Die Verbindung ist aber nicht dauerhaft notwendig. Windows Server 2022 wird herkömmlich lizenziert und kann zeitunabhängig zum Einsatz kommen.
Azure Stack HCI ist der lokale Betrieb von Microsoft Azure im eigenen Rechenzentrum. Daher ist hier die Pay-Per-Use-Abrechnung integriert. Fällt die Verbindung aus, laufen alle Dienste weiter, es können aber keine neue VMs erstellt werden.
Azure Stack HCI bringt keine VM-Lizenzen mit. Beim Einsatz von Windows Server 2022 Datacenter dürfen unbegrenzt VMs auf einem Server betrieben werden, die Standard-Edition erlaubt bist zu zwei virtuelle Maschinen pro Lizenz. Auch hier muss aber das Betriebssystem wieder lizenziert werden. In Azure Stack HCI muss jeder Knoten komplett lizenziert werden, wenn er als VM in der HCI-Umgebung zum Einsatz kommt; hier ist keine Berechtigung für den Betrieb von VMs im Lieferumfang enthalten.
Azure Stack HCI für die Infrastruktur - Windows Server 2022 für Infrastrukturdienste
In Windows Server 2022 Datacenter sind HCI-Funktionen integriert, auch wenn der Schwerpunkt von HCI bei Microsoft mittlerweile von Azure Stack HCI getragen wird. Allerdings soll Azure Stack HCI den Windows-Server nicht ersetzen. Azure Stack HCI ist nur für HCI-Umgebungen gedacht, es sollen keine anderen Serverdienste von Windows Server 2022 eingebunden werden.
HCI soll in Zukunft über Azure Stack HCI bereitstehen, die Serverdienste sollen weiterhin von Windows Server 2022 bereitgestellt werden, zum Beispiel von Windows Server 2022 Datacenter: Azure Edition. Software Definied Storage, Software Definied Networking und Virtualisierung sind Sache von Azure Stack HCI. Alle weiteren Serverrollen wie Dateidienste, IIS, DNS, DHCP und auch Active Directory sind bei Windows Server 2022 angesiedelt. Diese Aufgabe übernimmt nicht Azure Stack HCI.
Auch für den Betrieb als Runtime-Umgebung für Workloads wie „SQL Server“, „Sharepoint“, „Microsoft Exchange“ oder andere Dienste ist Windows Server 2022 das Betriebssystem der Wahl. Das System selbst wird dann wiederum als VM auf Basis von Azure Stack HCI bereitgestellt.
Azure Stack HCI stellt die Hyper Converged Infrastructure für Windows-Server bereit, aber keine Dienste für Anwendungsserver. Azure Stack HCI kann nicht als Domänen-Controller genutzt werden.
Azure Stack HCI ist der neue Liebling für Rechenzentren bei Microsoft
Die Entwicklung von Windows-Server und Azure Stack HCI geht getrennte Wege. Für Microsoft ist Azure Stack HCI in Zukunft die am besten geeignete Umgebung um VMs bereitzustellen. Zwar ist in Windows Server 2022 weiterhin Hyper-V verfügbar, für Microsoft ist Azure Stack HCI aber der bessere Virtualisierungs-Host.
Software Defined Storage und HCI haben auch in Zukunft ihren Schwerpunkt bei Azure Stack HCI. Microsoft hat bereits angekündigt, dass neue Funktionen zur Hochverfügbarkeit, HCI und anderen Funktionen für Rechenzentren mindestens zuerst für Azure Stack HCI erscheinen und unter Umständen überhaupt nicht mehr für herkömmliche Windows-Server. Auch für den Betrieb von Linux-VMs und virtualisierten Anwendungen ist der Einsatz von Azure Stack HCI empfohlen.
Azure Stack HCI bekommt Funktionen, die Windows-Servern fehlen
Mit Windows Server 2022 hat Microsoft zum Beispiel die SAC-Versionen (Semi Annual Channel) von Windows-Server eingestellt. Neue Funktionen, die Microsoft zwischen den Hauptversionen von Windows-Server entwickelt, stehen ab sofort nicht mehr als eigenständiges Betriebssystem zur Verfügung. Die neuen Funktionen integriert Microsoft in Azure Stack HCI.
Sicherheitsfunktionen, wie 'Shielded-VMs' laufen ebenfalls aus. Microsoft hat zwar in Windows Server 2022 die Technik noch integriert, entwickelt diese aber nicht mehr weiter. Wer in Zukunft eine gesicherte Fabric aufbauen will, muss auf Azure Stack HCI setzen. Hier hat Microsoft die Technologie integriert und entwickelt sie auch weiter.
Der kostenlose Hyper-V-Server wird mit Windows Server 2022 ebenfalls eingestellt. Auch hier will Microsoft seine Kunden in die Cloud bewegen, zum Beispiel wenn sich diese im eigenen Rechenzentrum auf Azure Stack HCI befindet.
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Die finale erste Version des Server-Betriebssystems von Microsoft
Die wichtigsten Neuerungen in Windows Server 2022
Wer auf neue HCI-Funktionen von Microsoft setzen will, kommt um Azure Stack HCI kaum herum. Thin Provisioning ist zum Beispiel für „HCI-Volumes“ Bestandteil von Azure Stack HCI. Diese Technik ist aber kein Bestandteil in Windows Server 2022 Datacenter. Auch die Unterstützung für physische Grafikkarten für VMs ist in Azure Stack HCI integriert, kommt aber nicht für Windows Server 2022.
Windows Server 2022 Datacenter: Azure Edition ist ein Mehrwert für Azure Stack HCI
Ein großer Vorteil von Azure Stack HCI und Azure ist die Möglichkeit auf „Windows Server 2022 Datacenter: Azure Edition“ setzen zu können. Hier gibt es bezüglich anderer Editionen von Windows Server 2022 einige Vorteile. Zunächst unterstützt sie beim Betrieb auf Azure Stack HCI und Azure die Hotpatching-Funktion. Dabei wird nach der Aktualisierung des Servers bei einem Neustart nicht der komplette Server neu gestartet, sondern nur Teile des Betriebssystems. Das geht so schnell, dass Workloads kaum ausfallen und Anwender nichts davon bemerken.
Dazu kommt, dass die Azure Edition von Windows Server 2022 auch SMB über „QUIC“ beherrscht. Da die Daten über QUIC mit einem IETF-standardisierten Protokoll verschickt werden, bieten sich viele Vorteile. So ist die Übertragung schneller und kann mit TLS 1.3 verschlüsselt werden. Dazu kommen weitere Vorteile der Azure Edition in Bezug auf Netzwerkkonnektivität und Storage Spaces Direct.
Verwalten lassen sich die Funktionen und Cluster mit dem Windows Admin Center. Dieses bietet auch Assistenten zum erstellen eines HCI-Cluster über Azure Stack HCI, zusammen mit Windows Server 2022. Die Windows Server 2022 Datacenter: Azure Edition steht aber nur in Azure Stack HCI und Microsoft Azure zur Verfügung. Auf anderen Wegen ist die Edition nicht verfügbar.
* Der Autor Thomas Joos ist IT-Berater und verfasst Fachbücher sowie -artikel. Auf DataCenter-Insider befüllt er seinen eigenen Blog mit Tipps und Tricks für Admins: „Toms Admin-Blog“
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